Die letzten Wochen waren geprägt von vielen kleinen Abschieden. Nun ist er gekommen, der letzte Arbeitstag als Vorstand der VR Bank Main-Kinzig-Büdingen. Roland Trageser, der seit 45 Jahren fester Bestandteil der größten Genossenschaftsbank der Region ist, bestätigt: „Die letzten Wochen waren doch sehr emotional.“ Nach so langer Zeit, davon 37 Jahre im Vorstand der Bank, fällt es letztendlich nicht ganz leicht loszulassen und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen – nämlich den des Ruheständlers.
Sein letzter Arbeitstag: Roland Trageser geht in den Ruhestand
Vorstandsmitglied der VR Bank Main-Kinzig-Büdingen wird verabschiedet
Im Sommer 1977 begann Roland Trageser seine Ausbildung in der Raiffeisenbank Freigericht. Ihm war wichtig nach dem Abitur einen Beruf zu erlernen. Seine Wahl fiel auf eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Obwohl er zu Beginn ganz andere Vorstellungen von diesem Beruf hatte, wie er zugibt, schloss er die Lehre zwei Jahre später erfolgreich ab. Im Herbst 1979 steckte er sich neue Ziele und studierte Wirtschaftspädagogik an der Goethe-Universität in Frankfurt, um Berufsschullehrer zu werden.
Doch ein ehemaliger Kollege brachte ihn wieder von diesem Weg ab. Er holte ihn 1981 zur Nachbarbank, der Raiffeisenkasse Horbach-Neuses, mit der Perspektive eine Vorstandsposition zu besetzen. Bereits mit 23 Jahren bereitete Roland Trageser sich auf diese herausfordernde Tätigkeit vor und erarbeitete sich alle möglichen Qualifikationen im genossenschaftlichen Ausbildungszentrum Kassel und an der Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) Schloss Montabaur.
Mit einer Bilanzsumme von 37 Millionen DM präsentierte sich die Raiffeisenkasse Horbach-Neuses 1985, deren Geschicke Roland Trageser seit dem Jahresbeginn leitete. 1989 kam es dann zur Fusion mit seinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb, der Raiffeisenbank Freigericht. Die Bilanzsumme wuchs damit auf beachtliche 130 Millionen DM.
Entscheidend geprägt hat der außerordentlich engagierte Roland Trageser die zielführenden Fusionen bis zur heutigen VR Bank Main-Kinzig-Büdingen. 1998 kam die Raiffeisenbank Nordspessart dazu, in der kurz zuvor die Raiffeisenbank Linsengericht aufgegangen war. 2001 begründete man die Main-Kinzig-Bank durch die Fusion mit der Volksbank Raiffeisenbank Langenselbold. 2004 schloss sich Wächtersbach/Bad Soden-Salmünster dem Bankengebilde an.
2009 kam es zur Bildung der heutigen VR Bank Main-Kinzig-Büdingen. Über Kreisgrenzen hinweg fusionierte man mit der Volksbank Büdingen. Die aktuelle Bilanzsumme der Main-Kinzig- und Oberhessen-Bank, deren Leitung Roland Trageser mit vier weiteren Kollegen inne hat, beläuft sich auf stolze 3,8 Milliarden Euro.
Von daher kann der gebürtige Freigerichter mit Recht sagen: „Ich gehe mit einem guten Gefühl.“ Seine Worte unterstreicht die goldene Ehrennadel des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes (DGRV) e. V. Neben dieser höchsten Auszeichnung lobt Marco Schulz, Mitglied des Vorstandes des Genossenschaftsverbandes – Verband der Regionen, das langjährige Engagement Roland Tragesers für seine Bank. Auch Roland Denecke, Vorsitzender des Aufsichtsrates der VR Bank Main-Kinzig-Büdingen, würdigt seine ruhige und angenehme Art mit der er die Bank zu ihrem jetzigen Erfolg geführt hat. Roland Trageser, als Ressortvorstand verantwortlich für das Privatkundengeschäft und das Private Banking, suchte in seiner Laufbahn stets den Austausch mit Kollegen und hatte immer ein offenes Ohr für jeden. Ein Vorstand auf Augenhöhe! Im Laufe der mehr als drei Jahrzehnte dauernden Vorstandstätigkeit hat er alle Geschäftsbereiche in seiner Verantwortung eng betreut. Mit seinem souveränen, diplomatischen, aber auch sehr humorvollen Charakter gilt er als Sympathieträger in allen Abteilungen der Genossenschaftsbank.
Sein verantwortungsvolles und hilfsbereites Wesen war der Wegbereiter für seine frühere Arbeit als Personalvorstand. Schon früh richtete sich sein Fokus auf dieses Tätigkeitsfeld der Bank, wo er die Menschen in den Mittelpunkt stellen konnte. Hier lässt sich auch wieder die Brücke zu seinem Berufswunsch Wirtschaftspädagoge schlagen. In diesem Bereich konnte er junge Leute unterstützen, die Entwicklung mitgestalten und neues Wissen fördern. Stolz ist er auf die Auszeichnungen, die der VR Bank Main-Kinzig-Büdingen zuteilwurden. Mehrfach hintereinander wurde die Bank als bester Arbeitgeber und bester Ausbildungsbetrieb Deutschlands ausgezeichnet.
Sein Blick ging stets über den Tellerrand hinaus. Roland Trageser übernahm zahlreiche Aufgaben im Verbund der Volksbanken Raiffeisenbanken. BVR-Fachrat Personal, Vorsitzender im Arbeitsausschuss Personal des regionalen Genossenschaftsverbandes, Beiratsmitglied der Union Investment und Mitgliedervertreter der Arbeitgeber der R+V-Pensionsversicherung gehören dazu. Er engagierte sich als Aufsichtsratsmitglied im Förderverein der ADG und als Beiratsmitglied der dwp-Bank. Seine besondere Affinität rund um digitales Wissen unterstützte ihn bei seiner Tätigkeit als Vorsitzender des damaligen Arbeitskreises für EDV und im Aufsichtsrat des Genossenschaftlichen Rechenzentrums Kassel sowie als Vorsitzender der EDV-Sprecher.
Auch im öffentlichen Leben übernahm Roland Trageser gern Verantwortung. Fünfzehn Jahre lang war er Handelsrichter am Landgericht Hanau und Richter beim Hessischen Finanzgericht. Ebenso lange agierte er als aktives Mitglied in der Vollversammlung, im Handelsausschuss sowie als Rechnungsprüfer der IHK Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern. Den Förderverein der Kopernikusschule Freigericht unterstützte er für viele Jahre als stellvertretender Vorsitzender.
Mit Freude und einem kleinen bisschen Wehmut blickt Roland Trageser nun auf den Tag seines Abschieds. „Von allem ist etwas dabei“, beschreibt er seine Emotionen. „Ich bedanke mich bei allen, die mich in meiner Laufbahn gefördert und gefordert haben, bei jedem, mit dem ich in all den Jahren zusammenarbeiten durfte. Danke für die gemeinsame Arbeit mit dem Aufsichtsrat unserer Bank. Und ein besonderes Dankeschön geht an unsere Mitglieder und Kunden in Main-Kinzig und Oberhessen, die uns ihr Vertrauen schenken.“ Über die Jahre hat Roland Trageser viele Kontakte geknüpft, die man mit dem Austritt aus dem Berufsleben ein wenig hinter sich lässt. So entstehen aber auch neue Zeitfenster, die er seiner Familie und seinen Freunden widmen kann. Seine Frau, vier Kinder und fünf Enkelkinder freuen sich auf ihn. Und da ist auch noch die neun Jahre alte Hundedame Emma, die ihr Herrchen nun ganz für sich hat! Roland Trageser blickt gespannt auf das, was da noch kommt.