Faszinierend sind die Bilder, die im Q12, dem Bad Orber Atelier von Milos Radan, die Wände schmücken. Obwohl sie wie Fotos oder Gemälde aus längst vergangenen Zeiten wirken, entdeckt man auf den zweiten Blick das Moderne darin. Entstanden sind sie tatsächlich mit einer hochtechnischen Digitalkamera. Der zertifizierte EBL-Berater beweist bereits hier viel Gespür für’s Detail. Doch statt das Motiv einfach mit einem gängigen Drucker zu Papier zu bringen, verwandelt er das Bild mit einem Photopolymer-Druck in ein Kunstwerk.
"Vorsicht Kunst!"
Anders herum - aus digital wird analog
Bei einer Ausstellung vor einigen Jahren begeisterten ihn dort die Radierungen und er begann sich für dieses Verfahren zu interessieren. Besonders angetan haben es Milos Radan die geheimnisvollen Vorgänge zwischen Plattenherstellung und Druck. An der Freien Kunstakademie Frankfurt erlernte er die Herstellung eines klassischen Tiefdrucks aus einer digitalen Vorlage.
Seit drei Jahren perfektioniert er die Kunst der Fotoradierung. „Für mich ist es mehr Handwerk als Kunst“, betont Milos Radan. „Präzises Arbeiten ist hier oberstes Gebot.“
Tatsächlich ist der Photopolymerdruck ein aufwändiges Verfahren, das in vielen Arbeitsschritten zum gewünschten Ergebnis führt. Die Fotografie oder der Scan einer Zeichnung werden gerastert, in ein Graustufenbild gewandelt und auf eine transparente Folie, den Photopolymerfilm, gedruckt. Diese überträgt der Künstler auf eine Kunststoff- oder Kupferplatte und entwickelt sie in einer Dunkelkammer mit UVLicht. Dabei werden die dunklen Stellen nicht, die hellen Stellen entgegen sehr wohl beleuchtet.
Noch einige Schritte folgen bis Milos Radan auf den entstandenen Druckstock Ölfarbe mit einer Walze auftragen kann. Seiner künstlerischen Freiheit ist es überlassen, wo er Farbe entfernt, fein verteilt oder in die Vertiefungen der Platte bringt.
„Das ist der schönste Moment“, freut sich der OnlineBanking- Berater. „Jetzt kommt das Bild raus und man sieht, was entstanden ist.“ Mittels einer Druckpresse bringt er die Darstellung auf faseriges Papier, das das Motiv als sicht- und sogar spürbare Prägung abbildet.
Nicht nur von Berufs wegen ist der EBL-Berater digital interessiert. Während es hier immer weiter in die Zukunft geht, macht er mit seiner Kunst den Schritt zurück.Er übersetzt das Digitale wieder ins Analoge. Ein Können, das Neugierde weckt.